Ein Gorilla für die Lady

04-Ein GorillaEin Gorilla für die Lady

 

Ein Wirbelwind von Ereignissen führt Modesty Blaise und Willie Garvin von der Unterwelt Panamas bis in den Glutofen der Sahara, während sie sich mit alten und neuen Feinden herumschlagen müssen ...

Gabriel, der die schöne aber blinde Dinah braucht, um den Schatz des Domitian Mus aufzuspüren, des Tribuns von Rom.

Wenczel - ein Meister der Fechtkunst, gegen den Modesty um ihr Leben kämpfen muss.

Delicata - ein grotesker Riese mit einem Geschmack für den Tod - insbesondere Garvins ...

 

Willie schwieg. Ein Fünkchen Hoffnung war in ihm aufgeflammt. Delicata hatte ihn allein angetroffen und nahm an, dass er auch allein war. Eine nahe liegende Vermutung. Es wäre für Modesty absurd gewesen, sich mit einem verletzten Arm der Reise durch die Wüste auszusetzen, wenn es eine andere Möglichkeit gab.

Delicata wusste nicht, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hatte.

Bald würde Delicata da wieder anfangen, wo er vor zehn Jahren aufgehört hatte. Sie würden kämpfen. Der große Mann mit seiner enormen Kraft und Unverwundbarkeit würde ihn töten. Aber dann machte Delicata sich bestimmt wieder auf den Weg. Er hatte einen engen Terminplan und verschwendete sicher keine Zeit darauf, ein altes Fort zu erkunden. Er würde Modesty nicht entdecken.Hauch_von_Tod

Drunten in dem Raum, wo sie schlief, standen ein Kanister Wasser und die Reste des Essens in Reichweite. Für Modesty Blaise genügte das. Sie würde wieder zu Kräften kommen. Irgendwie würde sie überleben.

Delicata stand auf und kam langsam auf ihn zu, die gewaltigen Arme an den Seiten herabbaumelnd. "Ich fürchte, Worte sind an dich verschwendet. Aber 's war immer so, und ich darf nicht länger zaudern. Meine Füße sehnen sich danach, endlich wieder das Krachen deiner Rippen zu spüren …" Er hielt inne, starrte an Willie vorbei und seine Augen weiteten sich. Dann, mit sanfter, entzückter Stimme: "Sieh an, Miss Blaise! Wie es scheint, hat unser Freund Garvin mich durch suggestio falsi irrezuleiten versucht."

Willies Kopf fuhr herum, und eine Welle wilden Zorns schlug über ihm zusammen. Sie kniete auf Händen und Füßen in der Tür, zwanzig Meter entfernt. Ihr Gesicht war bleich, die Augen groß und dunkel. Sie trug kein Hemd, und der improvisierte Verband an ihrem Arm war unübersehbar. Mochte der Himmel wissen, welcher Instinkt sie geweckt hatte. Aber sie hatte alles durch den Fensterschlitz in Bodenhöhe gehört und war langsam die Treppe hoch ins Freie gekrochen.

Keiner der beiden Männer bewegte sich. Ohne den Blick von Willie zu wenden, zog sie sich mühsam in halb sitzende Stellung hoch, lehnte sich gegen die Tür und ließ die Hände kraftlos in den Schoß sinken. In einer letzten Anstrengung hob sie die Stimme und sagte zittrig: "Nun … jetzt wirst du gewinnen müssen, Willie."

Delicata lachte. Etwas tief drinnen in Willie Garvin fletschte die Zähne, und eine seltsame Ruhe überkam ihn. In seinem Kopf herrschte unvermittelt kühle Klarheit.

Na schön.

Peter O´Donnell, A Taste for Death, 1969

Übersetzung: Peter Friedrich